Wien, 21. Jänner 2015 – Viel ist derzeit die Rede von der sogenannten „Ich-AG“, dem neuen Einzelunternehmer, der den Sprung ins Ungewisse wagt. Wie aber sieht es tatsächlich aus?
Wie viel Prozent der Österreicher/innen arbeiten heute schon selbstständig und – wie viel Flexibilität hätten berufstätige Österreicher gern? Mit Fragen der Arbeitszufriedenheit, -mobilität und -flexibilität befasst sich die neue Studie „So arbeitet Österreich“ von ImmobilienScout24. Integral Markt- und Meinungsforschung hat dafür mehr als 1.000 erwerbstätige Österreicher/innen repräsentativ*) befragt.
Rund 477.000 Österreicher sind heute schon ihr eigener Chef, zeigen die Zahlen der Statistik Austria für 2013, die Mehrheit davon Einpersonen-Unternehmen. Etwas mehr als jeder zehnte Berufstätige arbeitet also selbstständig. Und man/frau scheint glücklich ohne Boss zu sein: Bei den Selbstständigen ist der Anteil der Arbeitszufriedenen höher (41% sehr zufrieden) als bei den Unselbstständigen (28%). Selbstständig Arbeitende sind auch von ihrer Berufswahl überzeugter als Menschen im Angestelltenverhältnis, so die Studie. Und während 4 von 10 Freiberuflern und Selbstständigen ihren Job als Möglichkeit zur Selbstverwirklichung sehen, sind es bei den Unselbstständigen nur 5%.
Rund 4 von 10 (37%), die heute noch im Angestelltenverhältnis stehen, haben zumindest schon mit dem Gedanken gespielt, in die Selbstständigkeit zu wechseln – allerdings ohne konkrete Pläne zu schmieden. Überdurchschnittlich häufig denken daran die jüngeren Erwerbstätigen (von 18 bis 39 Jahren - 46% bzw. 49%), leitende Angestellte (46%) und Arbeiter (57%). So mancher unselbstständig Erwerbstätige (7%) wagt zumindest die Probe aufs Exempel und verdient bereits auf selbstständiger Basis im Nebenerwerb dazu. „Die Selbstständigenquote liegt in Österreich ja noch einiges unter dem EU-Schnitt von 15 Prozent. Die Ergebnisse zeigen aber, dass auch bei uns etwas in Bewegung kommt, vor allem bei der jüngeren Generation zeigt sich eine klare Tendenz“, kommentiert Dr. Patrick Schenner von ImmobilienScout24 die Ergebnisse.
Anreize sich selbstständig zu machen sind vor allem mehr Freiheit bei der Zeiteinteilung und beim Treffen von Entscheidungen. Wer eine Selbstständigkeit zumindest in Betracht zieht, so zeigt die Studie, erwartet sich davon vor allem eine bessere zeitliche Flexibilität (70%), mehr Entscheidungsfreiheit (67%) sowie Eigenverantwortlichkeit (55%). Der Nachteil – mehr Arbeitsstunden. Während der Durchschnittsösterreicher laut Umfrage 39 Wochenstunden arbeitet, tut dies der Selbstständige in der Realität 42 Stunden pro Woche – wunschgemäß wären es 36 Stunden. Auch die Mittagspause fällt für Selbstständige öfter aus (nur 35% geben an, eine Mittagspause einzulegen, aber 46% bei den Unselbstständigen). Dafür machen laut eigenen Angaben etwa 15% hie und da einen „Powernap“ – bei den Unselbstständigen eher ein seltenes Vergnügen.
Die Selbstständigkeit kennt viele Orte. Etwa jeder Zweite (54%) verfügt über ein Homeoffice, das im Schnitt eine Fläche von 18m2 hat. 40% haben ein eigenes Büro außer Haus, 22% eine eigene Werkstatt, 28% arbeiten unterwegs, 17% arbeiten in Geschäft oder Ordination. Der Alltag des Selbstständigen ist aber nicht notwendigerweise glamourös. Jeder zehnte Selbstständige kann keinen eigenen Raum zur Ausübung seiner Tätigkeit sein eigen nennen - und muss sich daher mit einem Platz im Wohnraum begnügen. Im bescheidensten Fall handelt es sich dabei um den Ess- oder Wohnzimmertisch.
Auch für angestellte Büroarbeiter/innen eröffnet die digitale Welt von heute mehr Möglichkeiten zur Flexibilität, ohne gleich in die Selbstständigkeit wechseln zu müssen. Jeder Zehnte arbeitet bereits zumindest teilweise zu Hause, geben die Befragten an. Jeder Zweite (49%), der das derzeit noch nicht tut, glaubt, dass sich die persönliche Produktivität durch Heimarbeit steigern ließe und erwartet davon im Schnitt rund 16% Leistungssteigerung – was durchaus auch ein Vorteil für die Unternehmen wäre.