Wien, 20. Oktober 2015 – Wie viel von meinem Nettoeinkommen muss ich für das Wohnen ausgeben?
So mancher Österreicher stellt sich angesichts gestiegener Immobilienpreise zu Recht diese Frage. ImmobilienScout24 ging der Frage nach und untersuchte mit dem Erschwinglichkeitsindex EIMX erstmals das Verhältnis der regionalen Kaufkraft pro Haushalt und der Wohnkosten in 101 österreichischen Bezirken. Ergebnis: 29 Prozent des Nettoeinkommens müssen die Österreicher derzeit für ihre Wohnkosten* veranschlagen. Datengrundlage war der im Oktober publizierte Datenreport ImmoDEX.
Weit über dem EIMX-Bundesschnitt liegt das Bundesland Tirol. Dort sind es vor allem die
Tourismusgegenden wie Kitzbühel (Erschwinglichkeitsindex satte 53 Prozent), aber auch das teure Pflaster Innsbruck, die das Wohnen für die Tiroler gemessen an ihren Haushaltseinkommen zur kostspieligen Angelegenheit werden lässt. Eine Neubau Eigentumswohnung etwa kostet derzeit in Kitzbühel 5.980.- EUR/m2, im Wiener Nobelbezirk Döbling etwas weniger, nämlich 5.790 EUR/m2. Dort ist allerdings das Haushaltnettoeinkommen um knapp 20 Prozent höher als in Kitzbühel.
In Salzburg Stadt geht rund ein Drittel des zur Verfügung stehenden Einkommens für das
Wohnen auf. Neben der bekannt teuren Mozartstadt muss man speziell im Gebiet von Zell
am See für sein Dach über dem Kopf einen erklecklichen Anteil des Einkommens abziehen.
Eine neue Eigentumswohnung kostet dort aktuell EUR 3.700.-/m2. Im Westen zeigen sich Dornbirn, Bregenz und Feldkirch als Hotspots – auch dort ist das Wohnen gemessen am Einkommen wesentlich teurer als im Österreich-Durchschnitt. Im Süden zeigt sich der Bezirk Villach-Land vergleichsweise kostspielig.
Dass das Wohnen in der Bundeshauptstadt ein prinzipiell teureres Vergnügen ist, ist soweit
bekannt. Neben der Innenstadt und dem Nobelbezirk Döbling wird es für Wiener, die in Mariahilf oder Wieden wohnen wollen, zunehmend schwieriger. Während die Nettoeinkommen stagnieren, wird dort das Wohnen zusehends teurer. Mehr als 40 Prozent des Einkommens muss man dafür bereits reservieren. Für eine gebrauchte Eigentumswohnung in Mariahilf muss man derzeit 3.780 EUR/m2 berappen – ein Plus von 7,5 Prozent seit dem 1. Halbjahr 2015. In Wieden kostet eine gebrauchte Wohnung überhaupt stolze 4.050 EUR/m2. Mit 4.390 EUR/m2 ist da Döbling nicht mehr weit voran.
Dr. Patrick Schenner, Geschäftsführer von ImmobilienScout24 in Österreich, zu den Ergebnissen: „Prinzipiell ist das Wohnen in Österreich gut leistbar. Die aktuelle Diskussion zum leistbaren Wohnen ist nur zum Teil berechtigt. Es sind vor allem der Westen und einige Städte, in denen die Entwicklung der Kaufkraft den Anstieg der Miet-und Kaufpreise
nicht wettmacht.“
Im Süden muss man vergleichsweise weit weniger vom Haushaltsnetto für das Dach über
dem Kopf ausgeben, obwohl dort die Einkommen großteils unter dem Österreich-Schnitt liegen. Der Wohnkostenanteil am Einkommen liegt in Kärnten bei 22 Prozent, in der Steiermark bei 20 Prozent, im Burgenland bei 14 Prozent. In peripheren Lagen wie in Gmünd (Niederösterreich), im burgenländischen Mattersburg oder in den einst starken Industrieregionen wie in der steirischen Mur-Mürztalfurche liegt der Wohnkostenanteil überhaupt bei oder unter 10 Prozent. In diesen Regionen ist die wirtschaftliche Dynamik gering, aufgrund des demografischen Wandels sind die Bevölkerungszahlen rückläufig. Aktuell kostet etwa ein gebrauchtes Haus in Mattersburg rund 1.360 EUR/m2, in Bruck-Mürzzuschlag 1.160 EUR/m2, in Gmünd gar nur 920 EUR/m2 (Österreich-Schnitt EUR 2.120/m2). Die Einkommensschere geht in Österreich jedoch nicht so weit auf wie die Wohnkostenschere. Das Haushaltsnetto in Gmünd etwa liegt nur 11 Prozent unter jenem im Wiener Nobelbezirk Döbling.
Gut wohnen lässt es sich für mobile Menschen rund um St. Pölten in St. Pölten Land, rund um Wien in Wr. Neustadt Land und Neunkirchen. Auch in der schönen Südoststeiermark und in Melk ist Wohnen erschwinglich. In den genannten Bezirken liegt der Erschwinglichkeitsindex bei oder unter 13 Prozent.
In Summe zeigt sich der Immobilienmarkt 2015 weiterhin unaufgeregt. Die Angebotspreise
von Mietwohnungen stiegen laut ImmoDEX bei gebrauchten Mietwohnungen um 0,6 Prozent, lediglich neue Mietwohnungen zogen um 3,8 Prozent an (ohne Betriebskosten). „Wir gehen davon aus, dass die Mietpreise etwas anziehen und sich mittelfristig die Entwicklung der Eigentumspreise der letzten Jahre nachahmen werden. Das hat nichts mit Miethaien zu tun, sondern entspricht den Marktgesetzen und letztlich wird so auch eine Immobilienblase vermieden“, erläutert Patrick Schenner die aktuelle Entwicklung.
Die Preise für Eigentumswohnungen stagnierten weiterhin bundesweit, auch die Grundstückspreise haben sich mit wenigen Ausnahmen eingependelt. Ein Plus zeichnete sich lediglich im Bereich Häuser und Grundstücke in Wien (Grundstücke +9 Prozent), Tirol (gebrauchte Häuser +7 Prozent) und Niederösterreich (neue Häuser +6 Prozent) ab. Niederösterreich zeigte im Beobachtungszeitraum im Bundesvergleich prinzipiell die höchste Dynamik – 9 der Top 10 österreichischen Bezirke mit den höchsten Preisanstiegen liegen im blau-gelben Bundesland. Den Plafond scheint das Bundesland Salzburg erreicht zu haben. Dort stagnieren 2015 die Preise bzw. sind leicht rückläufig – sowohl bei Miete als auch Kauf.
ImmobilienScout24 analysiert mit dem Erschwinglichkeitsindex EIMX das regionale Verhältnis von Kaufkraft pro Haushalt und Wohnkosten. Untersucht werden dabei regionale Haushaltseinkommensdaten aus 2014, aggregiert auf Bezirksebene (zur Verfügung gestellt von der Lagebewertungsplattform Checkmyplace.com) im Verhältnis zu Angebotsdaten aus dem Immobilienpreisindex „ImmoDEX“ von ImmobilienScout24, der im Oktober 2015 wieder erscheint. Für den aktuellen ImmoDEX wurden mehr als 250.000 Datensätze von Jänner bis Ende
September 2015 analysiert.
Der ImmoDEX ist ein Immobilienpreisindex für Österreich. Basis für die Bewertung der Entwicklungen auf dem heimischen Markt ist die systematische Erfassung und Auswertung aller Angebotsdaten auf www.immobilien.net/ImmobilienScout24 für sämtliche Wohnimmobilienarten (Haus, Wohnung, Grundstücke; Miete und Kauf). Die Datengrundlage für den ImmoDEX umfasst über 250.000 Datensätze oder 5 Millionen Datenpunkte, ausschließlich von gewerblichen Immobilienmaklern. Da die Angebotsdaten sämtliche Objektmerkmale, wie Ausstattung, Baujahr, Anzahl der Zimmer oder die Fläche beinhalten, ist eine zuverlässigere und tiefergehende Analyse als z.B. mit Transaktionsdaten möglich.