Historische Fachwerkhäuser sind in Österreich eher untypisch und das Angebot entsprechend klein. Aber die traditionelle Konstruktionsweise rückt zunehmend ins Interesse von österreichischen Häuslbauern. Die besondere Optik und die bei Neubauten sehr guten Werte im Energieausweis machen das Wohnen im Fachwerk attraktiv.
1. Wie ist ein Fachwerkhaus konstruiert?
2. Welche Materialien werden für das Haus verwendet?
3. Wo gibt es in Österreich Fachwerk?
4. Wie hoch sind die Preise für Fachwerkhäuser in Österreich?
5. Welche Vorteile hat ein Fachwerkhaus?
6. Was bedeutet es für Eigentümer, wenn das Haus unter Denkmalschutz steht?
7. Welche Faktoren sind für die Entscheidung zwischen Bau und Kauf relevant?
8. Was sind typische Sanierungsfälle?
Bei einem Fachwerkhaus oder Riegelhaus, wie es in Österreich und der Schweiz noch genannt wird, handelt es sich um ein Haus mit traditioneller Holzkonstruktion, die in der Außenfassade sichtbar ist. Das Grundgerüst wird im Skelettbau konstruiert. Es besteht aus vertikalen Pfosten, die mit horizontalen Pfetten oder Riegeln verzapft werden. Diagonal zu den Verstrebungen werden Holzbänder zur Stabilisierung eingebaut. Ebenfalls der Stabilität dienen Schwertungen, die im 45 Grad-Winkel von innen an die Wände gestützt sind. Die Basis der Konstruktion bildet ein solides Fundament aus Stein oder Beton.
Für den Rohbau eignen sich viele heimische Hölzer. Aufgrund ihrer Dichte werden vor allem Eichenarten wie Traubeneichen oder Stieleichen verwendet, aber es kommen auch Tannen zum Einsatz. Auch die Nägel, die für die Verbindung der Streben verwendet werden, bestehen aus Holz. Die Zwischenräume werden mit Backsteinen, Lehmbausteinen, Lehmbewurf oder einem Holzgeflecht aufgefüllt und verputzt.
Neubauten im Fachwerkstil sind in Österreich noch eher selten, auch wenn die Nachfrage nach ihnen steigt. Vor allem in Vorarlberg und in ländlichen Regionen, wie etwa im Burgenland, sind sie zu finden. Häufig wird das Erdgeschoss in Massivbauweise gefertigt und nur das oberste Stockwerk erhält die charakteristische Optik des Fachwerks. Es gibt aber auch moderne Fachwerkhäuser, die mit den alten Holzfachwerken nur noch wenig gemein haben. Einzig der Skelettbau wird übernommen, auf die optisch sichtbare, horizontale Aussteifung wird verzichtet. Anstelle von Lehm oder Putz werden die Zwischenräume häufig mit Glasscheiben gestaltet. In dieser Form sind sie vereinzelt in ganz Österreich als Architektenhäuser der höheren Preisklasse zu finden.
Häuslbauer, die sich für Fachwerkgebäude interessieren, können sich an die regionalen Fertighausanbieter wenden. Auch wenn nicht jeder Anbieter diese Bauform im Sortiment hat, können sie Kontakte zu darauf spezialisierten Firmen etwa in Deutschland oder der Schweiz schaffen, und den Bau übernehmen.
Bei den Bestandsimmobilien in Österreich handelt es sich vor allem um alte Bauernhöfe, die sich vorwiegend im Osten des Landes befinden. Eine Ausnahme bildet Vorarlberg, wo unter den vielen Baudenkmälern auch einige Einfamilienhäuser im Fachwerkstil zu finden sind.
Altbauten: Dadurch, dass es sich meist um alte Gemäuer handelt, die häufig noch saniert werden müssen, zählen historische Fachwerkhäuser in Österreich zu den günstigeren Immobilien. Das hängt auch damit zusammen, dass sie für die Alpenrepublik sehr untypisch sind und einen entsprechend kleinen Interessentenkreis haben. Am ehesten werden Kaufinteressenten in Vorarlberg fündig.
Neubauten: Da es sich bei neu gebauten Fachwerk-Gebäuden zum Großteil um Fertigbauten handelt, sind sie günstiger als klassische Massivhäuser. Innenausbauten, Dämmung und Elektroinstallationen sind insgesamt tendenziell etwas teurer, das Ergebnis sind dafür Bewertungen zwischen A++ und B beim Energiepickerl.
Nicht selten handelt es sich bei bestehenden Fachwerkbauten um denkmalgeschützte Immobilien, die für gewöhnlich eine Reihe von Restriktionen für den Käufer bedeuten. In der Regel darf das äußere Erscheinungsbild des Hauses nicht oder nur unter strengen Auflagen verändert werden. Gleiches gilt für den Innenbereich, sodass sich Bewohner mit den zumeist kleinen Fenstern arrangieren müssen. Auch die Zimmer in einem Fachwerkhaus fallen in der Regel kleiner aus. Der Grundriss darf nicht verändert werden. Die Instandhaltung von denkmalgeschützten Fachwerkgebäuden ist dementsprechend zeitaufwändig und kostspielig.
Die Entscheidung, ob eine Bestandsimmobilie gekauft oder ein neues Haus gebaut wird, bestimmen zunächst dieselben Faktoren wie bei allen anderen Hausarten: Das neue Haus kann individuell geplant werden, es hat einen höheren Wert und erfüllt die heutigen Standards bei Technik, Heizung und Dämmung. Die gebrauchte Immobilie ist günstiger und der Eigentümer spart sich die Bauzeit. Daneben gibt es noch besondere, das Fachwerk betreffende Vor- und Nachteile beider Varianten:
Fachwerkhaus kaufen | Fachwerkhaus bauen |
+ die Häuser stehen meist in prominenten Lagen auf besonders schönen Grundstücken | - das Grundstück und der Hausbau sind insgesamt teurer als eine Bestandsimmobilie |
+ die Bestandsimmobilien haben einen besonderen Charme | - es gibt aktuell nur eine begrenzte Auswahl an Firmen, die sich auf diese Bauart spezialisiert haben |
- häufig sind teure Sanierungsmaßnahmen notwendig, besonders beim Dach, den Fenstern und den Wänden |
+ moderne Heizungen, Lüftungen und Leitungen können problemlos eingebaut werden |
- schlechte Chancen auf eine Sanierungsförderung, da keine guten Werte beim Energieausweis erreicht werden können | + Häuser entsprechen den geltenden Energiestandards, Wohnbauförderung ist möglich |
Fachwerkgebäude haben dieselben Anfälligkeiten und Sanierungs-Erfordernisse wie andere Massivbauten. Typische Schwachstellen von alten Bestandsimmobilien sind:
Häufige Ursachen für den Verfall bestehender Immobilien sind eine marode Bausubstanz oder ein fehlender Holzschutz. Bei der Besichtigung im Rahmen eines Kaufvorhabens müssen die zu erwartenden Kosten für eine Sanierung richtig eingeschätzt werden. Sie machen im Schnitt noch einmal etwa ein Drittel des Kaufpreises aus.
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