Als kostengünstige Variante zum Einfamilienhaus sind Doppelhäuser beliebte Immobilien. Vor dem Erstbezug sollten allerdings diverse Aspekte beachtet werden, damit das Wohnen Tür an Tür mit dem Nachbarn problemlos verläuft.
1. Wodurch zeichnet sich ein Doppelhaus aus?
2. Wie viel kostet ein doppeltes Fertighaus?
3. Welche Kosten fallen für ein Doppelhaus in Massivbauweise an?
4. Welche Vorteile hat der geteilte Wohnsitz?
5. Welche Nachteile haben Doppelhaushälften?
6. Welche Vor- und Nachteile hat das Doppelhaus gegenüber einem Reihenhaus?
7. Welche Rechte haben die Hauseigentümer?
8. Wie wird die gemeinsame Nutzung der Gemeinflächen geregelt?
9. Wann darf die Doppelhaushälfte vermietet werden?
10. Was passiert, wenn ein Schaden in der einen Doppelhaushälfte auf die andere übergeht?
In der Regel handelt es sich bei dieser Immobilie um zwei aneinandergebaute Häuser, die jeweils über einen separaten Eingang verfügen. In dieser gekuppelten Bauweise teilen sich die Objekte ein Grundstück und das Dach, sind aber durch eine massive, tragende Wand in zwei selbstständige Wohnflächen gegliedert. Zudem weisen beide Häuser meist die gleiche Gestaltung und einen identischen Grundriss auf und sind symmetrisch zueinander errichtet.
Doppelhäuser als Fertighäuser gibt es schon ab einer Größe von circa 80 Quadratmetern. Die kleinen Modelle, die sich für zwei Singlehaushalte sehr gut eignen, beginnen bei Preisen um die 100.000 Euro ohne Innenausbau. Ein schlüsselfertiges Haus gibt es schon ab ca. 170.000 Euro.
Für Familien wird freilich mehr Wohnfläche benötigt. Für ein schlüsselfertiges Doppelhaus mit circa 110 Quadratmetern werden durchschnittlich 250.000 Euro ohne Grundstück fällig. Mit den Anschlüssen, dem Grundstück, dem Innenausbau, den Notarkosten und weiteren Nebenkosten sollte mit mindestens 500.000 Euro für ein Fertighaus gerechnet werden.
Der Bau von einem Massivhaus ist aufgrund der massiveren Baustoffe, der individuellen Planung und der Neukonstruktion vor Ort teurer als ein Fertigteilhaus. Im Schnitt sollte mit 1.350 Euro pro Quadratmeter gerechnet werden, jedoch kann der Preis für Massivhäuser je nach Ausstattung auch schnell in die Höhe schnellen. Die Nebenkosten machen nochmals bis zu 20 Prozent der Baukosten aus.
Ein Doppelhaus ist besonders für mehrere Generationen einer Familie geeignet. Während die Eltern mit ihren Kindern in einer Hälfte wohnen, beziehen die Großeltern beispielsweise die andere. Dies ist oftmals die einfachste Lösung, da mit Familienmitgliedern schneller wichtige Dinge besprochen werden können als mit fremden Nachbarn und es in Konfliktsituationen nicht so schnell zu einem Bruch kommen kann.
Zudem zeichnet sich die Immobilie durch niedrigere Heizkosten aus, denn durch die Verbindung von zwei Gebäuden kann die Wärmedämmung zu einer Seite des Hauses verbessert werden, auch muss weniger Material eingesetzt werden. Darüber hinaus sind die Baukosten pro Wohneinheit geringer als bei einem Einfamilienhaus, besonders aufgrund der geteilten Grundstücksfläche.
Durch die direkte Nachbarschaft sind die beiden Parteien in manchen Dingen aufeinander angewiesen. So etwa, wenn Sanierungsmaßnahmen anstehen oder ein neuer Anstrich notwendig wird. Auch ist die Privatsphäre deutlich stärker eingeschränkt als bei einem freistehenden Einfamilienhaus.
Dasselbe gilt für die Möglichkeit eines Ausbaus, dem der Nachbar zustimmen muss und der aufgrund des geteilten Dachs oft schwierig und nur in Verbindung mit hohen Kosten möglich ist. Trotz des gemeinsamen Lebens unter einem Dach sollten deshalb klare räumliche und rechtliche Grenzen gezogen werden.
Eine Doppelhaushälfte hat gegenüber einem Reihenhaus folgende Vor- und Nachteile:
Vorteile | Nachteile |
+ nur ein unmittelbarer Nachbar; geringere Lärmbelästigung, induvidueller planbar | - teuer, da die Bau- und Grundstückskosten nur mit einer weiteren Partei geteilt werden |
+ zu drei Seiten hin frei; mehr Fenster und damit miehr Tageslicht |
- schwerer innerhalb der Gemeinschaft demokratische Entscheidungen zu treffen |
+ im Schnitt mehr Wohnraum | |
+ mehr Privatsphäre |
Wer ein Doppelhaus gemeinsam baut, sollte sich sehr vertraut sein. Denn so ein Mehrfamilienhaus bringt auch einige rechtliche Besonderheiten mit sich. Die beiden Besitzer gehen nämlich eine Wohneigentumsgemeinschaft ein. Das bedeutet, dass sie lediglich das Recht der Alleinnutzung der Wohnräume besitzen. Die Außenwände und das Dach sind in diesem Sinne Eigentum der Gemeinschaft. Das gilt auch für das Grundstück. Wenn ein ideelles Miteigentum vereinbart wurde gehören alle Bestandteile der Liegenschaft der Gemeinschaft, also auch Parkplätze, der Garten und die Auffahrt.
Tipp: Eine klare Trennung schützt vor Streit. Jede der Doppelhaushälften sollte im Grundbuch mit einer eigenen Einlagezahl versehen sein. Nur so wird das tatsächliche Alleineigentum rechtlich gesichert. |
Anders als bei größeren WEGs gibt es bei nur zwei Eigentümern von Häusern keine Verwaltung, die die Organisation übernimmt. Das bedeutet, dass sich die beiden Anrainer die Arbeiten, die mit dem Hausbesitz einhergehen, in gemeinsamer Absprache teilen müssen. Deshalb sollte ein Dienstplan erstellt werden, der genau regelt, wer zum Beispiel wann für die Schneeräumung der gemeinsamen Einfahrt verantwortlich ist.
Mülltrennung und Müllentsorgung werden für gewöhnlich separat gehalten, ebenso wie die Abrechnung mit Gas-, TV- und Energiefirmen sowie der Abschluss von Versicherungen. Bei einem Zahlungsverzug des Nachbarn braucht deshalb nicht befürchtet werden, dass auch der eigene Anschluss abgedreht wird.
Auch die Nutzung des Parkplatzes oder Gartens sollte vertraglich geregelt werden. Ein gemeinsamer Garten kann sonst nämlich schnell zum Streitfall werden, z.B. wenn die direkten Nachbarn sich zu sehr ausbreiten. Wenn ein solches Wohnrecht vereinbart wurde, müssen die Besitzverhältnisse auch im Grundbuch genau definiert werden.
Wer eine Haushälfte besitzt, kann frei darüber verfügen, das heißt das Haus oder Teile davon können vermietet werden. Der direkte Nachbar hat kein Einspruchsrecht, sofern der Mieter seine Wohnqualität nicht erheblich beeinträchtigt. Auch im Falle eines Verkaufs kann er sich nicht gegen potentielle Käufer wehren. Er kann Interessenten vorschlagen, der Verkäufer ist aber nicht dazu verpflichtet, den Vorschlag anzunehmen.
Aus diesem Grund ist es sehr zu empfehlen, ein Vorkaufsrecht im Grundbuch zu vereinbaren. Der Nachbar behält sich damit das Recht vor, die Doppelhaushälfte im Falle eines Kaufs für das maximale Gebot, das von einem anderen Interessenten gemacht wurde, zu kaufen. Kauft er die Immobilie nicht, bleibt das Vorkaufsrecht auch für den neuen Besitzer gültig.
Wenn es sich um Schäden handelt, die unverschuldet entstehen, übernimmt die Versicherung die Kosten dafür, sofern der Schaden im Versicherungsschutz enthalten ist. Handelt es sich um Schäden, die der Nachbar nachweislich selbst verschuldet hat, muss er für die Kosten aufkommen. Deshalb ist es unbedingt zu empfehlen, eine private Hausrats- und Haftpflichtversicherung für das Haus abzuschließen.
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