Eine eigene Werkstatt ist mit dem richtigen Unternehmenskonzept eine solide Existenz. Gute Handwerker sind immer gefragt. Der aktuelle Trend, wieder regionale Produkte zu kaufen, steigert die Nachfrage. Wer eine Werkstatt in Österreich betreiben möchte, kann sich die Suche erleichtern, wenn folgende Fragen vorab geklärt sind.
1. Was zeichnet eine Werkstatt aus?
2. Welche Kriterien muss eine Werkstatt erfüllen?
3. Welche Vor- und Nachteile hat ein eigener Handwerksbetrieb?
4. Was ist bei einer Entscheidung zwischen Miete, Kauf und Pacht zu bedenken?
5. Welche rechtlichen Grundlagen müssen bedacht werden?
Eine Werkstatt ist ein Gebäude oder ein Raum, in dem Produkte verschiedenster Art handgefertigt und/oder repariert werden. Der Arbeitsplatz ist mit für die Ausübung des Handwerks benötigten Werkzeugen und Maschinen ausgestattet. Für gewöhnlich ist er ebenerdig und einstöckig, häufig befindet sich in den oberen Stockwerken der Wohnsitz des Betreibers.
Typische Werkstätten sind Tischlereien, Kunstschmieden, Spenglereien, Glasereien und Kfz-Werkstätten, von denen es in Österreich mehr als 4.500 gibt.
Abgesehen von den Leistungen von Autowerkstätten, Reparatur- und Industriebetrieben werden vornehmlich individuelle Auftragsarbeiten erledigt. In kleinen Betrieben ist eine Einzelperson für die gesamte Fertigstellung des Produkts verantwortlich, in Großbetrieben, wie Bekleidungsherstellern, werden die Fertigungsschritte aufgeteilt.
Die Bedeutung der Lage hängt davon ab, ob Kunden in der Werkstatt empfangen werden, ein Geschäft angeschlossen ist und welche Zielgruppe erreicht werden soll. Eine Radwerkstatt profitiert zum Beispiel von einer zentralen Stadtlage in Nähe zu Universitäten, da das Fahrrad bei Studenten eines der beliebtesten Fortbewegungsmittel ist. Kunsthandwerk ist in Künstlervierteln gut aufgehoben, eine Tischlerei mit Auftragsarbeiten kann außerhalb von Städten liegen. Eine Autowerkstatt ist neben Autohäusern oder entlang von Bundesstraßen gut positioniert.
Produktionsstätten mit direktem Verkauf profitieren bei kleinen Kunsthandwerkssachen, die leicht transportiert werden können, von zentralen Lagen in erster Reihe von Einkaufsstraßen oder Gegenden, in denen sich branchenähnliche Händler angesiedelt haben.
Wer in einem Geschäft Produkte anbietet, die schwer zu transportieren sind, wählt am besten einen Standort mit eigenen Parkplätzen direkt vor der Haustür.
Am Arbeitsplatz muss es eine sehr gute natürliche und künstliche Beleuchtung sowie Belüftung geben. Werden zum Beispiel Lacke verwendet, muss ein starker Luftabzug vorhanden sein und/oder die Möglichkeit zum Lüften bestehen.
Geräte, die bereits vorhanden sind, sowie Stromanschlüsse und Rohrleitungen müssen in einwandfreiem Zustand sein. Wasserflecken an den Wänden, rostige Leitungen und undichte Fenster müssen behoben werden.
Soll der Werkstatt ein Geschäft angeschlossen sein, empfehlen sich zwei separate Räume. Das verhindert Lärm- oder Geruchbelästigung sowie ein unerlaubtes Betreten und damit eventuelle Verletzungsgefahren.
Am besten verfügt die Immobilie über den Werkraum, Lagerflächen und -räume, ein Büro, in dem die Geschäftsunterlagen aufbewahrt werden können, sanitäre Einrichtungen für das Personal und bei Bedarf einen separaten Shop mit Schaufenster.
Um herauszufinden, welche Größe der Betrieb haben soll, hilft es, sich folgende Fragen zu stellen:
Eine Autowerkstatt braucht zum Beispiel breite Tore und hohe Decken, um den Wagenheber einsetzen zu können. Große Lagerflächen für Ersatzteile oder Reifen, die von Kunden eingelagert werden, sind wichtig. Auch eine Tischlerei muss großzügig bemessen sein, mit sehr großen Lagerflächen und genug Platz zwischen den Maschinen.
Eine Schmuckmanufaktur oder eine Schusterei kommt hingegen schon mit wenigen Quadratmetern Produktionsfläche aus.
Die Werkstatt muss gut erschlossen sein. Werden LKWs zum Transport benötigt, erleichtern breite, asphaltierte Straßen und Wendemöglichkeiten die Anfahrt, ebenso wie kurze Wegstrecken zur nächsten Bundesstraße oder Autobahn.
In einem Handwerksbetrieb fällt viel Müll an. Eine Mülldeponie, die sich in der Nähe befindet und kurze Transportwege ermöglicht, ist hilfreich. Werkstätten, die von vielen Kunden besucht werden, müssen über einige Parkplätze verfügen. Auch an die Beschäftigten muss in Hinblick darauf gedacht werden.
Für Lehrbetriebe ist eine sehr gute Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz wichtig, da schlechte Verbindungen für potentielle Lehrlinge ein Grund sind, die Stelle nicht anzunehmen. Supermärkte und Verpflegungsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe steigern die Attraktivität als Arbeitgeber.
Vorteile |
Nachteile |
+ Selbständiges und eigenverantwortliches Arbeiten wirkt sich positiv auf die Arbeitsmoral aus. | - Alleinige Verantwortung für den Betriebserfolg. |
+ Eigene Ideen können umgesetzt werden. | - Ideen können nicht ankommen, Unternehmer kann sich verkalkulieren. |
+ Freie Zeiteinteilung möglich, daher gut mit dem Familienleben vereinbar. | - Viel Disziplin notwendig, der Gewinn hängt vom Arbeitseinsatz ab. |
+ Höherer Gewinn als bei Anstellung möglich. | - Es kann schwer werden, einen Nachfolger zu finden. |
+ Der Besitzer oder Mieter kann sich seine Mitarbeiter selbst aussuchen. | - Bei geringer Nachfrage oder Arbeitsausfall gibt es niedrige oder keine Einnahmen. |
+ Bei guter Arbeit ist der eigene Betrieb eine sichere Existenz. | - In manchen Berufen gibt es nicht genügend Fachkräfte und Lehrlinge. |
Werkstätten, die verpachtet werden, haben den Vorteil, dass sie voll ausgestattet sind und sofort mit der Arbeit begonnen werden kann. Der Betreiber spart sich den Kauf teurer Geräte und kann im Idealfall Stammkunden des Vorgängers und einen guten Ruf übernehmen. Nach Ablauf des Pachtvertrags muss sich der Pächter nicht um den Verkauf der Ausstattung oder eine Nachfolge kümmern, er hat keine Verpflichtungen mehr.
Häufig wünschen Verpächter eine gemeinsame Zusammenarbeit. Der Pächter muss Pacht bezahlen, Aufträge werden aber gemeinsam bearbeitet. Das hat den Vorteil, dass Pächter von den Erfahrungen des Verpächters profitieren und eventuell auf eine Betriebsübernahme hingearbeitet wird. Ein Nachteil ist, dass die Einnahmen geteilt werden. Zusätzlich zur Pacht wird der Gewinn dadurch geschmälert.
Ein allgemeiner Nachteil eines Pachtverhältnisses ist, dass es zeitlich befristet ist und der Verpächter nicht dazu verpflichtet ist, es zu verlängern. Eine vorzeitige Kündigung ist nur mit gegenseitigem Einverständnis möglich. Laufen die Geschäfte schlecht, muss der Pächter trotzdem bis zum Vertragsende zahlen.
Wer eine Werkstatt kauft, hat größtmögliche Sicherheit in Bezug auf den Standort. Er braucht sich nicht um mögliche Kündigungen, Miet- oder Pachterhöhungen zu sorgen, kann den Betrieb nach eigenen Vorstellungen einrichten und maximalen Gewinn erzielen. Das Gebäude ist für Banken eine Sicherheit, wodurch günstige Kredite genehmigt werden können und dem Besitzer spätere Investitionen erleichtert werden. Für Um- und Ausbauten braucht er keinen Vertragspartner um Erlaubnis fragen. Der Kauf bietet somit die größten Freiheiten.
Ein Nachteil der eigenen Immobilie ist, dass die Anschaffung teuer und oft nur mittels langjähriger Kreditratenzahlung möglich ist. Der Gewinn wird dadurch geschmälert. Das Gebäude kann an Wert verlieren, etwa wenn der Standort unattraktiv wird. Dann wird es nach Betriebsaufgabe schwer, einen neuen Käufer zu finden, besonders dann, wenn sich die Werkstatt am Land befindet. Das gilt auch, weil es nur einen eingeschränkten Interessentenkreis für den Kauf von Werkstätten gibt. Außerdem muss der Besitzer alleine die Kosten für Instandhaltung und Instandsetzung tragen.
Ein Mietverhältnis ist dann interessant, wenn der Mieter bereits über das notwendige Werkzeug für seine Arbeit verfügt, wie es oft bei Schmuckherstellern oder Kunsthandwerkern der Fall ist. Die Miete bietet durch kurze Kündigungsfristen maximale Flexibilität.
Bei langfristiger Planung kann der Kauf insgesamt günstiger werden. Die Miete bleibt ein ständiger Kostenfaktor und kann nach vielen Jahren den Kaufpreis übersteigen. Trotz sehr gutem Kündigungsschutz kann der Vermieter den Mietvertrag unter Nennung triftiger Gründe, wie etwa Eigenbedarf, auflösen oder eine Befristung fordern.
Bauordnung
Wenn es sich um ein Gebäude handelt, das bisher zu anderen Zwecken, wie etwa als Lagerhalle, verwendet wurde, muss geprüft werden, ob es zur Werkstatt umfunktioniert werden darf. Auskunft darüber gibt der Widmungsplan.
Gewerbeordnung
Eine Werkstatt muss als Gewerbe bei der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde angemeldet werden. Dazu gehört eine Betriebsanlagenprüfung. Handwerksbetriebe brauchen in der Regel zusätzlich einen Befähigungsnachweis. Ausnahmen sind freie Gewerbe wie Textildruckereien oder Erzeuger von Schindeln, Papierwaren, Hosen, Modeschmuck, Textilien, Uhrenarmbändern, Werbemitteln und Musikinstrumenten.
Arbeitsschutz
Der Werkstatt-Betreiber muss sich und seinen Beschäftigten einen sicheren Arbeitsplatz bereitstellen. Dazu gibt es technische und arbeitshygienische Schutzvorschriften, die im Arbeitnehmerschutzgesetz festgehalten sind. In Tischlereien oder Airbrush-Betrieben muss zum Beispiel bei bestimmten Arbeiten verpflichtend ein Mundschutz verwendet werden, um sich vor giftigen Dämpfen und Feinstaub zu schützen. Die Vorschriften reglementieren unter anderem folgende Bereiche:
Werden als gefährlich eingestufte Arbeitsmittel verwendet, wie entzündbare Aerosole oder ätzende Stoffe, gelten strenge Regeln bezüglich Lagerung, Kennzeichnung, Einsatz, Entsorgung und erlaubten Mengen.
Brandschutz
Wer eine Werkstatt kaufen, mieten oder pachten möchte, muss prüfen, ob sie den aktuellen Brandschutzbestimmungen entspricht. Beleuchtete Fluchtwege, Feuerlöscheinrichtungen und Brandmeldeanlagen sind verpflichtend. Je nach Bundesland kann es unterschiedliche Vorgaben geben. Es ist zu empfehlen, sich vor der ersten Besichtigung darüber zu informieren, was alles vorhanden sein muss und wann die letzte Wartung des Brandschutzes erfolgt ist.
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