Reiterhöfe sind nicht nur bei Kindern beliebt, auch viele Erwachsene sind leidenschaftliche Pferdeliebhaber und Reiter. Einige davon wagen den Schritt und machen sich mit einem eigenen Betrieb selbständig. Bei der Suche nach einem geeigneten Reiterhof in Österreich zum Kaufen, Mieten oder Pachten helfen die folgenden Aspekte.
1. Was zeichnet einen Reiterhof aus?
2. Welche Kriterien muss die Immobilie erfüllen?
3. Welche Vor- und Nachteile hat ein Reiterhof?
4. Was ist die beste Option: Kauf, Miete oder Pacht?
5. Welche rechtlichen Grundlagen spielen eine Rolle?
Bei einem Reiterhof handelt es sich um eine gewerblich genutzte Immobilie, in der Pferde untergebracht und trainiert werden und Reitunterricht angeboten wird. Dadurch unterscheidet er sich vom Gestüt, welches der Pferdezucht dient.
Der Hof besteht aus Stallungen, einer Reit- oder Longierhalle, Koppeln, Lager für Reitutensilien und Futter sowie einem Büro. Die Pferde können in einem großen Gemeinschaftsstall oder in Einzelboxen untergebracht werden. Die Reithalle kann durch einen Reitplatz im Freien ergänzt oder ersetzt werden. Häufig befinden sich auf dem Gelände auch Wohnräume für Besitzer und Beschäftigte oder Ferienunterkünfte für Urlauber.
Als besondere Ausstattung können Reitbahnen oder Führanlagen zu Trainingszwecken vorhanden sein.
Je nach Größe der Tiere müssen Boxen je Tier zwischen sechs und 14 Quadratmeter groß sein, bei gemeinsamen Stallungen müssen für jedes weitere Pferd vier bis neun Quadratmeter geboten werden. Der Auslaufbereich muss mindestens die zweifache Fläche der Einzelboxen haben.
Bei gemeinsamer Haltung von bis zu fünf Pferden muss die Auslauffläche mindestens 300 Quadratmeter groß sein.
Bei der Suche nach einem geeigneten Pferdebetrieb muss der zukünftige Betreiber eruieren, wie viele Pferde er halten möchte und wie viel Platz er dafür benötigt. So kann die Auswahl schnell eingegrenzt werden.
Typische Standorte für Reiterhöfe sind ländliche Gegenden. An Rändern von Dörfern befinden sie sich in Alleinlagen, mit Weideflächen, Wäldern und Möglichkeiten zum Ausritt in direkter Nachbarschaft. Höfe, die gewerblich betrieben werden, müssen gut erreichbar sein und zentral liegen. Das bedeutet zum Beispiel in Bergtälern, dass sie nicht am Ende des Tals, sondern mittig oder am Anfang stehen, um ein möglichst großes Einzugsgebiet zu haben.
Trotz der ländlichen Lage dürfen die Reiteinrichtungen nicht zu weit in der Peripherie liegen. Sie müssen gut erreichbar und im Idealfall von gut frequentierten Straßen aus sichtbar sein. Jedoch müssen sie weit genug von Wohngebieten entfernt sein, da eine gewisse Geruchs- und Lärmbelästigung sowie Staubemission nicht zu vermeiden ist.
Reiterhöfe müssen folgende Mindestanforderungen erfüllen:
Wer einen Reiterhof mieten, kaufen oder pachten möchte, sollte sich nach einer ersten engeren Auswahl geeigneter Gewerbeimmobilien versichern, dass diese Ausstattung vorhanden ist, da sie keine Empfehlung, sondern gesetzlich vorgeschrieben ist.
Die Suche nach einem Reiterhof zum Kaufen, Mieten oder Pachten beinhaltet eine Standortanalyse. Dabei ist zu prüfen, wie weit der nächste Konkurrenzbetrieb entfernt ist, was für ein Einzugsgebiet er hat, was er anbietet und welche Preise er verlangt. In Stadtnähe oder in dicht besiedelten ländlichen Regionen können mehrere Höfe eine gute Auslastung erzielen. Mit abnehmender Bevölkerungsdichte wird jeder zusätzliche Betrieb zur großen Konkurrenz. Hier muss genug Abstand gehalten werden, um ein eigenes Einzugsgebiet zu haben.
Vorteile | Nachteile |
Eine Leidenschaft kann zum Beruf gemacht werden, die Arbeit geht dadurch leichter von der Hand und der Arbeitswille ist hoch. | Ein Reiterhof ist mit sehr viel Arbeit verbunden, die Tiere müssen täglich versorgt werden, weshalb ein eigener Urlaub oder freier Tag nur mit kompetenter Vertretung möglich ist. |
Mit Stammkunden können gut kalkulierbare Einnahmen erzielt werden. | Einnahmen können schwanken, zum Beispiel aufgrund der allgemeinen Wirtschaftssituation. |
Zuverdienst durch gastronomisches Angebot, Gästebetten oder Einstellplätze möglich. | Sehr viele Amtsgänge und Genehmigungen notwendig, regelmäßige Kontrollen durch Gesundheitsamt und Tierschutz. |
Die Immobilie und das große dazugehörige Grundstück sind eine wertvolle Sicherheit und können eventuell gewinnbringend verkauft werden. | Aufgrund von Größe und Ausstattung ist der Hof kostspielig (Betriebskosten, Grundsteuer, Futter, Kosten für den Tierarzt). |
Arbeiten an der frischen Luft, mit viel Bewegung und Abwechslung. | Vor allem im Alter können die schweren Arbeiten (zum Beispiel Ausmisten, Einzäunen der Koppel) mühsam sein und eventuell wird dafür Hilfe benötigt. |
Der Kauf eines Reiterhofs ist dann die beste Option, wenn der Interessent bereits langjährige Erfahrungen in der Arbeit mit Tieren hat und er über ausreichend Eigenkapital verfügt, um einen fairen Kredit zu bekommen. Im Idealfall hat er bereits in dem Objekt, das verkauft wird, gearbeitet und kann dieses direkt übernehmen. Wenn die eigene Nachfolge schon in den Startlöchern steht, sollte nicht lange gezögert werden.
In jedem Fall muss genau kalkuliert werden, wie hoch die monatlichen Kreditraten, Betriebs- und Personalkosten und sonstige Ausgaben für die Pferdehaltung sind. Dabei sind auch eventuelle Schwankungen zu berücksichtigen.
Für Pferdeliebhaber, die noch keine oder nur wenig Erfahrung mit Selbständigkeit in der Tierhaltung haben, ist Pachten die richtige Wahl. Sie haben vergleichsweise geringe Anfangskosten und können direkt in einen lebenden Betrieb einsteigen. Die Pacht umfasst das Gebäude, die Ausstattung und die Pferde. Auch Stammkunden, Beschäftigte und Lieferanten können übernommen werden.
Der Verpächter ist persönlich daran interessiert, dass das Unternehmen gewinnbringend geführt wird, und kann dem Pächter unterstützend zur Seite stehen. Häufig war er selbst zuvor Betreiber des Reiterhofs und kann wichtige Tipps geben.
Während der Vertragsdauer, die frei vereinbart werden kann, wird in der Regel ein fester Pachtbetrag vereinbart. So kann der Pächter eine gleichbleibende monatliche Belastung einplanen und braucht keine eklatanten Pachterhöhungen zu befürchten.
Wer bereits eigene Pferde besitzt, den Kauf eines Pferdehofs aber nicht finanzieren kann, kann einen Reiterhof mieten. Die notwendige Infrastruktur ist vorhanden, häufig werden auch Ausrüstungsgegenstände und Maschinen zur Ablöse vom Vormieter angeboten. Durch die kurze Kündigungsfrist können Neueinsteiger testen, ob sie für das Gewerbe geeignet sind und ob die Größe der Anlage passt. Ist der Betrieb erfolgreich, sichert ein sehr guter Kündigungsschutz den Standort.
Reiterhöfe, die zur Miete angeboten werden, sind tendenziell klein, sodass sie alleine mit der Familie oder mit nur wenigen Beschäftigten betrieben werden können. Die überschaubare Größe hat außerdem den Vorteil, dass der Hof unter Umständen als Liebhaberei eingestuft werden kann und dadurch steuerliche Vorteile möglich sind.
Immobilien, die bisher noch nicht als Reiterhof genutzt wurden, sich dafür aber eignen würden, müssen eventuell umgewidmet werden. Ein Blick in den Flächenwidmungsplan zeigt, ob dies möglich ist. Für Neubauten, Um- und Ausbauten muss eine Baugenehmigung beantragt werden. Auch die Betriebsanlagen benötigen eine Genehmigung. Beide Bescheide sind eine Voraussetzung dafür, einen Gewerbeschein zu erhalten.
Ist an den Reiterhof ein Gastronomiebetrieb angeschlossen, muss ein Befähigungsnachweis vorgelegt werden. Eine Ausnahme gilt, wenn maximal acht Verabreichungsplätze vorhanden sind und nur einfache Speisen oder alkoholfreie Getränke und Bier in verschlossenen Gefäßen angeboten werden.
Wer Pferde oder andere Tiere zu Gewerbezecken hält, muss eine artgemäße Haltung gemäß Tierschutzgesetz garantieren. Zu den Mindestanforderungen gehören:
Die Gewerbeverordnung schreibt außerdem vor, dass die Pferde pro Tag eine Ruhepause von mindestens acht Stunden am Stück haben müssen und sie innerhalb einer Woche mindestens zwei aufeinanderfolgende Ruhetage haben, an denen sie jedoch bewegt werden müssen. Für den Besitzer eines Reiterhofs bedeutet das, dass er über genügend Pferde und Stellplätze verfügen muss, um trotz Pausen täglich Reitstunden anbieten zu können.
Unabhängig vom Gebäude ist der Nachweis einer Befähigung zur Betreuung von Tieren die grundlegende Voraussetzung. Der Reiterhof-Betreiber muss eine entsprechende Ausbildung, wie ein Studium der Tierproduktion mit Schwerpunkt Landwirtschaft oder eine schulische Ausbildung an einer landwirtschaftlichen Lehranstalt, vorweisen können.
Eine Reitanlage ist eine Gewerbeimmobilie und unterliegt als solche den österreichischen Brandschutzbestimmungen. Sie muss folglich unter anderem über beleuchtete Notausgänge, Feuermelder, Löschvorrichtungen und Blitzableiter verfügen. Die Sicherheit der Kunden, Beschäftigten und Tiere muss zu jeder Zeit gewährleistet sein.
Als öffentliches Gebäude muss ein Pferdehof barrierefrei zugänglich sein. So müssen zum Beispiel Stufen mit Rampen versehen sein, sanitäre Einrichtungen ohne fremde Hilfe benutzt werden können und ausreichend Platz zum Wenden von Rollstühlen vorhanden sein.
Bauen, Finanzen, Wohnen, Umzug, Immobilien, Energie, Gewerbe, Eigentümer, Garten, Steuern