Ein Fremdwährungskredit erscheint als interessante Möglichkeit, um Immobilien zu finanzieren, da er oft eine niedrige Verzinsung bietet. Zugleich birgt dieser Kredit aber auch bestimmte Risiken. Hier liest du mehr zu den Vor- und Nachteilen vom Fremdwährungskredit.
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- Fremdwährungskredite waren in Österreich vor allem vor der Finanzkrise im Jahr 2008 weit verbreitet. Heute werden sie kaum noch angeboten und sind fast nie zu empfehlen.
- Der Fremdwährungskredit basiert auf der Spekulation mit günstigeren Zinsen in anderen Währungen. Neben potenziellen Gewinnen sind jedoch auch hohe Risiken zu beachten.
- Für die Immobilienfinanzierung ist der Fremdwährungskredit nur für Personen mit sehr guter Bonität und ausführlichem Wissen des Finanzmarktes zu empfohlen. In allen anderen Fällen solltest du besser einen klassischen Kredit aufnehmen.
Ein Fremdwährungskredit ist ein Darlehen in einer anderen Währung als dem Euro. Kreditnehmer wählen hier eine Währung mit Zinsvorteil und schließen den Kredit in dieser Währung ab. Dies können zum Beispiel Schweizer Franken, japanische Yen oder US-Dollar sein.
Vor dem Abschluss eines Fremdwährungskredits ist es sehr wichtig, sich mit dem Devisenkurs zu beschäftigen. Zum Beispiel ist es in der aktuellen Finanzmarktsituation (Stand: November 2021) nicht zu empfehlen, einen Fremdwährungskredit aufzunehmen. Die meisten österreichischen Banken bieten daher auch gar keine derartigen Kredite an.
Das aushaftende Kreditvolumen ist vom Devisenkurs abhängig. Sinkt die Fremdwährung gegenüber dem Euro, wirkt sich das positiv aus, da das Kreditvolumen geringer wird. Verzeichnet
die Fremdwährung allerdings einen Kursgewinn, dann musst du der Bank am Ende mehr bezahlen als du geliehen hast.
Fremdwährungskredite funktionieren als endfällige Kredite. So ist es möglich, den Kredit zum optimalen Zeitpunkt zurückzuzahlen. Erst am Ende der Laufzeit zahlst du die Kreditsumme zurück, also die ganze Summe auf einmal.
Während der Laufzeit sparst du mit Hilfe eines Tilgungsträgers – etwa einer Lebensversicherung – Monat für Monat Kapital an, mit dem der gesamte Kredit dann am Ende auf einmal getilgt wird. Die Tilgungsträger versprachen früher eine relativ hohe Verzinsung, was die Kredite im Endeffekt weiter vergünstigen sollte. Jedoch hat sich dies mit der Finanzkrise im Jahr 2008 geändert.
Beachte, dass zu Anfang des Kredits sowie bei jeder Konvertierung in eine andere Währung Wechselspesen anfallen. Dafür maßgeblich ist der jeweilige An- bzw. Verkaufskurs der Devise. Das Prinzip ist, dass du die Devise zum günstigeren Kurs einkaufst und zu einem höheren Kurs verkaufst.
Bei geringem Zinsunterschied verringert die Devisenprovision den Zinsvorteil oder macht ihn unter Umständen zunichte.
Vor der Finanzkrise 2008 war der Fremdwährungskredit vor allem in Österreich sehr beliebt. Denn das Zinsniveau in beispielsweise der Schweiz oder in Japan lag lange Zeit deutlich unter dem in Österreich. Man sparte also Zinsen, wenn man einen Kredit in Schweizer Franken oder japanischen Yen aufnahm. Dies hat sich jedoch seitdem geändert.
Heute sind die folgenden Vor- und Nachteile am Fremdwährungskredit zu beachten:
Vorteile am Fremdwährungskredit | Nachteile am Fremdwährungskredit |
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Solange der Euro stark bleibt und der Leitzins niedrig ist, sind Kredite in fremden Währungen manchmal günstiger. Dennoch ist das Risiko sehr groß: Es handelt sich letztendlich um eine Spekulation, die nicht ohne Fachwissen vorgenommen werden sollte. Für Privatpersonen ist der Fremdwährungskredit insbesondere bei hohen Summen, wie etwa zur Immobilienfinanzierung, daher meist zu riskant.
Seit der Finanzkrise wird empfohlen, noch bestehende Kredite in fremden Währungen in Euro-Kredite umzuwandeln, um weiteres Risiko auszuschließen. Bereits entstandene Verluste durch Kursschwankungen müssen zum Stichtag der Umschuldung realisiert werden. Das bedeutet, du als Kreditnehmer akzeptierst die Kursverluste und zahlst mehr Geld zurück als du ursprünglich in Euro aufgenommen hast.
Die folgenden Optionen hast du für die Umwandlung deines bestehenden endfälligen Fremdwährungskredits:
- Konditionen vergleichen: Wer sich eine Umschuldung überlegt, sollte genau darüber nachdenken, welche Konditionen die Bank bei einer Umwandlung in einen Euro-Kredit bietet. Auf jeden Fall solltest du die Angebote mehrerer Kreditinstitute einholen. Der effektive Zinssatz spielt eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, verschiedene Kreditkosten miteinander zu vergleichen.
- Änderung in Ratenkredit: Wer einen Fremdwährungskredit in einen Euro-Kredit umwandelt, überlegt auch meist die Änderung von einem endfälligen Kredit mit Tilgungsträger in einen Ratenkredit, bei dem die Kreditsumme Monat für Monat weniger wird. Ein endfälliger Kredit zahlt sich nur dann aus, wenn die garantierten Zinsen des Tilgungsträgers über jenen der Kreditzinsen liegen. Es besteht zudem die Möglichkeit, einen endfälligen Fremdwährungskredit in einen Raten-Fremdwährungskredit umzuwandeln. Der Kreditnehmer trägt dann aber weiterhin das volle Währungsrisiko.
- Abwarten und durchsitzen: Seit dem Spätsommer 2011 hat die Schweizer Nationalbank den Franken praktisch an den Euro gebunden und verteidigt die Marke von 1,2 Franken zu 1 Euro bis heute erfolgreich. Das bedeutet: Seit diesem Zeitpunkt haben Österreicher, die einen Kredit in Franken aufgenommen haben, praktisch keine zusätzlichen Kursverluste erlitten. Die Frage, die sich angesichts der relativ unsicheren weltweiten Finanzlage allerdings stellt, ist, ob der Schweizer Franken gegenüber dem Euro in absehbarer Zeit sinkt oder ob die Marke von 1,2 Franken doch noch einmal fallen wird.
Unabhängig davon, ob du dich dafür entschließt, einen bestehenden Fremdwährungskredit in einen Euro-Kredit umzuwandeln, oder ob du lieber abwarten möchtest: Lass deinen Kreditvertrag von einer unabhängigen Instanz wie der Arbeiterkammer oder dem Verein für Konsumenteninformation prüfen. Denn bei nachweislicher Fehlberatung kann der Finanzdienstleister für die entstandenen Verluste in bestimmten Fällen haftbar gemacht werden. Zudem erhältst du wertvolle Tipps.
Bevor du dich dafür entscheidest, einen Fremdwährungskredit abzuschließen, solltest du dich ausführlich mit dem Thema beschäftigen.
Die folgenden Tipps helfen dir dabei, die für dich passende Entscheidung zu treffen:
- Ein Fremdwährungskredit kann sich für Kreditnehmer mit sehr guter Bonität und mit ausführlichen Kenntnissen des Finanzmarktes eignen.
- Auch, wenn du Einkünfte in der Fremdwährung hast, ist der Fremdwährungskredit als Finanzierungsform eventuell sinnvoll.
- Wähle nur dann einen Fremdwährungskredit, wenn du dir auch einen Euro-Kredit leisten könntest. Denn die Schuld aus dem Fremdwährungskredit kann kurzfristig um bis zu 30% ansteigen. Lege daher den Betrag, den du im Vergleich zum Euro-Kredit sparst, zur Seite, um dich gegen etwaige negative Kursschwankungen abzusichern.
- Involviere die Bank bei allen Entscheidungen und Veränderungen, was den Fremdwährungskredit angeht. So hast du eine bessere Chance, Kursverlusten aus dem Darlehen vorzubeugen.
- Lass dich nicht von den Berichten anderer davon überzeugen, einen Fremdwährungskredit aufzunehmen. In den allermeisten Fällen ist für die klassische Immobilienfinanzierung ein Immobilienkredit in Euro die richtige Wahl.
Bei jeder Art von Kredit hast du verschiedene Möglichkeiten, dich von der Bank, von einem Makler und von anderen Experten beraten zu lassen. Nimm diese Angebote immer in Anspruch, um dich zu informieren und abzusichern.