Macken & Mängel: Bausünden der letzten Jahrzehnte
Sag' mir, wann du gebaut bist, und ich sag' dir, welche Mängel du wahrscheinlich hast. Nahezu jedes Baujahrzehnt hat seine speziellen Baumängel. Da gibt es miserable Dämmungszustände in Gebäuden um die Jahrhundertwende und Wohngifte in den Bauten um die 70er und 80er.
Doch wir wollen nicht alles über einen Kamm scheren, denn auch in den "Mangeljahren" können Häuser entstanden sein, die über eine solide Bausubstanz verfügen. Ob also renoviert und saniert werden muss, entscheidet besser ein Fachmann und nicht der Laie. Um 1900 Häuser aus der Zeit der Jahrhundertwende bis zu den zwanziger Jahren zeichnen sich nach Angaben der Experten durch eine gute Bausubstanz aus. Dafür sind Rohre, Heizungsanlagen und Elektroinstallationen oft völlig veraltet und zum Teil defekt. Wärmedämmung und Schallisolierung fehlen gänzlich. Die Keller sind zumeist unzureichend abgedichtet.
30er- und 40er-Jahre
Die dreißiger und vierziger Jahre sind vom Mangel gekennzeichnet. Vor und nach dem Krieg fehlte es an Materialien. In der Folge wurde sparsam und mit schlechten Werkstoffen gebaut. Da beispielsweise kaum Holz zur Verfügung gestanden habe, wurde Sommer- statt Winterholz verwendet. Das sei jedoch stärker von Schädlingen befallen, so Bauexperten. Bei Häusern aus dieser Zeit sollte man die Statik zu untersuchen.
50er-Jahre
Erst Mitte der fünfziger Jahre gab es wieder mehr Materialien. Die ersten Zentralheizungen entstanden, Schalldämmung fand erstmals Berücksichtigung. Allerdings begann in dieser Zeit auch der Einsatz von teerhaltigen Baustoffen, Holzschutzmitteln, Asbest und Mineralwolle mit kleinen Fasern, die in die Lunge eindringen können. Bäder wurden mit ölhaltigen Farben gestrichen. Diese Schadstoffe wurden zum Teil noch bis in die achtziger Jahre hinein verwendet. Hinzu kamen formaldehydhaltige Holzschutzmittel.
60er-Jahre
In den sechziger Jahren verbesserte sich die Bauphysik. Es wurde begonnen, Keller aus Beton zu bauen und Drainagen zu legen. Bei Neubauten spielten Wärmedämmung, Schallschutz und die technische Ausrüstung eine größere Rolle. Aus heutiger Sicht ist die Dämmung jedoch unzureichend.
70er- und 80er-Jahre
In den siebziger Jahren begann der vermehrte Einsatz von Beton, der neue Probleme mit sich brachte. Es entstanden Wärmebrücken und in der Folge große Bauschäden. Im Zuge der achtziger Jahre fanden Bauphysik und Haustechnik immer größere Beachtung. Wärmedämmung und Schallschutz spielen seither beim Bau eine wichtige Rolle. Doch lasse die technische Umsetzung zum Teil zu wünschen übrig, bedauern Experten. Bei modernen Häusern sei zum Beispiel häufig die Lüftung nicht geregelt. Die Folge sind Feuchtigkeitsschäden.