Bei der Refinanzierung handelt es sich um die Geldbeschaffungsmaßnahmen von Banken. Welche Maßnahmen dafür ergriffen werden, lesen Sie hier.
Berechne deine Kreditrate und erhalte individuelle Angebote in nur wenigen Minuten.
Die Refinanzierung ist eine Voraussetzung dafür, dass Bankkunden einen Kredit erhalten können. Die Bank muss sich die Kredite, die sie den Kunden zur Verfügung stellt, erst selbst finanzieren. Für Bürgschaften, Verbindlichkeiten oder Avale besteht hingegen kein Kapitalbeschaffungsbedarf. Er gilt nur für Geschäfte, bei denen Buchgeld oder Bargeld zur Verfügung gestellt werden soll, also wenn liquiditätswirksame Geldgeschäfte abgeschlossen werden. Diese Kapitalaufnahme stellt einen Liquiditätsausgleich dar. Der Bankkunde hat direkt keinen Einfluss auf sie, er profitiert aber davon, indem sie die Kreditvergabe möglich macht.
Am häufigsten wird das Kapital der Banken über die Zentralbanken beschafft. Um die Wirtschaft nach der Krise wieder anzukurbeln, verleihen die nationalen Zentralbanken aktuell Geld zu historisch günstigen Konditionen, wodurch wiederum die Banken ihren Kunden niedrige Zinsen für Kredite anbieten können. Das historische Tief beim Leitzins ist für Sparer von Nachteil, für Kreditnehmer hingegen von Vorteil.
Wenn sich eine Bank Geld von der Europäischen Zentralbank leiht, muss sie als Gegenleistung notenbankfähige Kreditsicherheiten bieten können und diese als Wertbriefe verpfänden. Neben diesem Hauptrefinanzierungsinstrument gibt es noch die Spitzenrefinanzierungsfazilität, bei der die Bank einen Blankokredit erhält. Sie ist eine Möglichkeit der kurzfristigen Geldbeschaffung, für die ein Spitzenrefinanzierungssatz zu zahlen ist. Bei der Europäischen Zentralbank beläuft sich dieser aktuell auf 0,25 Prozent, während der Hauptrefinanzierungssatz bei null Prozent liegt.
Eine weitere Variante sind Offenmarktgeschäfte mit der EZB. Die Banken verkaufen der Zentralbank Wertpapiere oder Staatsanleihen und erhalten dafür Zentralbankgeld. Eher selten ist der Verkauf von Krediten, Geldmarktpapieren oder Krediten in verbriefter Form als True Sales.
Neben diesen aktivischen Quellen, welche die aktive Seite der Bankbilanz betreffen, verfügen Banken auch über passivische Quellen zur Kapitalbeschaffung. Dabei wird die Refinanzierung häufig über den Handel am Aktienmarkt oder die Gewinnthesaurierung über den Kapitalmarkt, etwa in Form von Sparbriefen oder Fremdwährungskrediten ermöglicht.
Eine wesentliche Geldquelle sind für Banken auch die Spareinlagen ihrer Kunden. Sie stellen die Möglichkeit der Eigenfinanzierung bereit. Wer ein Sparbuch lange Zeit bindet oder einen Bausparvertrag abschließt, bekommt dafür bessere Zinsen als für ungebundene Sparprodukte. Das hängt damit zusammen, dass die Banken so Sicherheit haben, dass ihnen während der gebundenen Laufzeit das Geld zur Verfügung steht und es somit sicher für Refinanzierungszwecke einplanen können.
Der Prozess gilt als relativ sicher, sofern sich die Bank bei der passivischen Finanzierung als konservativ geltende Quelle handelt. Einige österreichische Banken haben diesbezüglich in den letzten Jahren negative Schlagzeilen gemacht und wurden herabgestuft, weil sie sich mit riskanten Finanzgeschäften verspekuliert haben. Seit der Bankenkrise wird wieder vermehrt auf konservative Refinanzierungsmodelle gesetzt. Trotzdem besteht auch hier ein gewisses Liquiditätsrisiko, etwa wenn Fristen nicht eingehalten werden. Zwar gibt es die Goldene Bankregel, die besagt, dass sich das Rückzahlungsdatum des Fremdkapitals mit dem Rückflusszeitpunkt der vergebenen Kredite decken sollte, doch diese wird in der Praxis selten eingehalten.
In Österreich gibt es vier große Bausparkassen. Bei ihnen ist die Refinanzierung zweckgebunden. Das Geld, das aus Bausparguthaben generiert wird, darf nur für die Vergabe von Hypothekendarlehen verwendet werden. Mit mehr als fünf Millionen abgeschlossenen Bausparverträgen in Österreich betragen die Bauspareinlagen über 20 Milliarden Euro.